KeyInvest Blog

31. Oktober 2019 – UBS Thema im Fokus

Ende und Folgen des Handelsstreits?

Chinas Wirtschaft kühlt sich ab. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Handelsstreits mit den USA können die neuesten von der chinesischen Zollbehörde veröffentlichten Außenhandelszahlen kaum verwundern. Demnach brachen die Exporte in die USA im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 21,9 Prozent ein, während die US-Importe in die Volksrepublik um 15,2 Prozent zurückgingen. Doch auch die Gesamtimporte Chinas reduzierten sich im gleichen Zeitraum um 8,5 Prozent und damit stärker als die Exporte, die nur 3,2 Prozent nachgaben. Für das manager magazin („Chinas Exporte in die USA brechen im September ein“ veröffentlicht am 14.10.2019) „sind die schwachen Einfuhren Chinas ein Spiegelbild der sich abschwächenden Binnennachfrage und einer langsamer wachsenden chinesischen Wirtschaft“.

Milliarden für Chinas Halbleiterindustrie

Die Zentralregierung in Peking will mit einer Neuauflage des „National Big Fund“ gegenlenken und umgerechnet rund 29 Milliarden US-Dollar in den Ausbau der heimischen Halbleiterindustrie pumpen, wie unter anderem das Magazin t3n („Investitionsprogramm für die eigene Halbleiter-Industrie auf“ veröffentlicht am 30.10.2019) berichtete. Zudem deutet sich ein Ende des Handels- und Zollstreits mit den USA an. Das chinesische Handelsministerium erklärte gemäß Handelsblatt („China und USA melden Fortschritte bei Lösung von Handelsstreit“ veröffentlicht am 26.10.2019) zumindest, dass die technischen Beratungen in einigen Bereichen für ein Teil-Handelsabkommen abgeschlossen seien. Die Neuigkeiten verliehen chinesischen Aktien bislang jedoch keine nennenswerten Impulse nach oben. Im Gegenteil: Der Hang Seng Index muss im Wochenvergleich ein kleines Minus von 0,2 Prozent verkraften.

Unterschrift bereits Mitte November …

An US-Präsident Donald, der derzeit gegen ein von den Demokraten angestrebtes Amtsenthebungsverfahren ankämpft, lag die schwache Kursentwicklung wohl nicht. Dieser zeigte sich zuversichtlich, bereits Mitte November 2019, wenn sich die beiden Staatsmänner in Chile beim Wirtschaftsgipfel des Asien-Pazifik-Raums (APEC) treffen wollten, eine entsprechende Teilvereinbarung mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping unterzeichnen zu können. Dieser als „Phase eins“ bezeichnete Teil eines umfassenderen Handelsabkommens soll laut früheren US-Angaben unter anderem die Themen geistiges Eigentum, Währungsfragen und Finanzdienstleistungen abdecken. Seit gestern steht fest, dass es in Chile keine Unterschriften geben wird. Denn Chiles Staatschef Sebastián Piñera sagte am Mittwoch wegen der anhaltenden Unruhen im eigenen Land sowohl den APEC-Gipfel am 16. und 17. November 2019 als auch die für Dezember 2019 geplante Uno-Klimakonferenz ab.

… oder vielleicht doch später?

Bereits einen Tag zuvor hatte ohnehin schon ein US-Regierungsvertreter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters („US-Vertreter – Handelsvertrag mit China verzögert sich womöglich“ veröffentlicht am 29.10.2019) eingeräumt, dass das Teilabkommen zum APEC-Gipfel möglicherweise noch nicht unterschriftsreif sei, beschwichtigte aber: „Sollte das Abkommen nicht in Chile unter Dach und Fach gebracht werden können, heißt das nicht, dass es nicht zustande kommt. Es bedeutet nur, dass es noch nicht fertig ist.“ In jedem Fall nahmen die Aktienmärkte den Ausblick auf ein Teilabkommen positiv auf. Der S&P 500 Index legte im Wochenvergleich um 1,3 Prozent auf zuletzt rund 3.037 Punkte zu.

US-Haushaltsdefizit auf Siebenjahreshoch

Die US-Regierung schloss derweil das Fiskaljahr 2018/19 trotz steigender Steuereinnahmen mit dem höchsten Haushaltsdefizit seit sieben Jahren ab, wie das Handelsblatt („Fast eine Billion Minus: USA mit höchstem Haushaltsdefizit seit sieben Jahren“ veröffentlicht am 25.10.2019) meldet. Die Defizitquote im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt kletterte von 3,8 Prozent im Vorjahr auf 4,6 Prozent. Für das Defizit von 984 Milliarden US-Dollar machen Experten laut dem besagten Handelsblatt-Bericht unter anderem Trumps Reform der Unternehmenssteuer und höhere Militärausgaben verantwortlich. Insgesamt stiegen die Staatsausgaben auf Jahressicht um 8,2 Prozent. Die USA mussten im Berichtszeitraum demnach rund 51 Milliarden Dollar allein an Zinszahlungen leisten. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Anstieg von zehn Prozent.

Schuldzuweisung des US-Finanzministers

Zur Erinnerung: Noch bei seinem Amtsantritt wollte der US-Präsident das Staatsdefizit innerhalb von acht Jahren beseitigt haben, wie Focus Money Online („Neue Zahlen zeigen die desaströsen Folgen von Trumps Steuerreform“ veröffentlicht am 28.10.2019) recherchierte. US-Finanzminister Steven Mnuchin sieht die jüngste Haushaltsbilanz trotzdem als Beleg für die Wirksamkeit von Trumps Wirtschaftsagenda. Gleichzeitig rief er den US-Kongress auf, „verschwenderische und unverantwortliche Ausgaben“ einzudämmen. Der US-Präsident erneuerte derweil seine Kritik an der US-Notenbank Federal Reserve (FED). Am Dienstag verwies Trump per Twitter auf die in Europa und Japan vorherrschenden Negativzinsen – und beschuldigte die FED im Vorfeld der Zinsentscheidung keine Ahnung zu haben.

Erwartete Zinssenkung durch die FED

Darüber, ob er diese Aussage vor dem Hintergrund des wachsenden Staatsschuldendiensts traf, kann nur gemutmaßt werden. Die FED zeigte sich von der neuerlichen Kritik aus dem Weißen Haus jedenfalls nicht sonderlich beeindruckt und setzte am Mittwochabend den Weg der kleinen Zinsschritte fort: Einmal mehr senkte die Notenbank den Leitzins wie vorab erwartet um 25 Basispunkte auf die Spanne von 1,50 und 1,75 Prozent p.a. Nach Einschätzung des Magazins Der Spiegel („Der mächtige Ohnmächtige“ veröffentlicht am 31.10.2019) signalisierte die FED im Kommuniqué zum Zinsbeschluss angesichts des anhaltenden Wachstums der US-Wirtschaft, eine Zinssenkungspause einlegen zu wollen. Wenn dem so wäre, könnte das durchaus weitere präsidiale Twitter-Tiraden nach sich ziehen.

S&P 500 Index vs. Hang Seng Index (5 Jahre, normiert)*

S&P 500 Index vs. Hang Seng Index (12 Monate, normiert)*

* Frühere Wertentwicklungen sind keine verlässliche Indikation für die zukünftige Wertentwicklung. (Quelle: Bloomberg, Stand: 30.10.2019)

Ausgewählte Termine der anstehenden Woche

Datum Land/Unternehmen Ereignis
01.11.2019 Japan Arbeitslosenquote
01.11.2019 China Caixin PMI Produktion
01.11.2019 Großbritannien Markit PMI verarbeitendes Gewerbe
01.11.2019 USA Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft
01.11.2019 USA Durchschnittliche Stundenlöhne
01.11.2019 USA Arbeitslosenquote
01.11.2019 USA ISM verarbeitendes Gewerbe/bezahlte Preise
04.11.2019 Deutschland Einkaufsmanagerindex verarbeitende Gewerbe
04.11.2019 Eurozone Einkaufsmanagerindex verarbeitende Gewerbe
04.11.2019 Großbritannien CIPS PMI Konstruktion
04.11.2019 USA Werkaufträge
05.11.2019 Großbritannien Markit PMI Dienstleistungen
05.11.2019 USA Handelsbilanz
05.11.2019 USA ISM nicht-verarbeitendes Gewerbe
05.11.2019 USA Markit PMI Dienstleistungen/Gesamtindex
06.11.2019 Japan BoJ Geldpolitik Sitzungsprotokoll
06.11.2019 Deutschland Markit PMI Gesamtindex
06.11.2019 Eurozone Markit PMI Gesamtindex
06.11.2019 Eurozone Einzelhandelsumsätze
06.11.2019 USA Lohnstückkosten
06.11.2019 USA Arbeitsproduktivität außerhalb der Landwirtschaft

(Quelle: finanzen.net, Stand: 30.10.2019)

Weitere Blogeinträge:

Deutsche Finanzexperten optimistisch

In Deutschland rechnen Finanzexperten mit einem Konjunkturaufschwung. Zumindest kletterte der ZEW-Indikator für Konjunkturerwartungen im Dezember auf 12,8 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit Februar 2018.