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29. November 2019 – UBS Thema im Fokus

„Ein zunehmend gefährliches Sentiment“

Während sich der Einzelhandel mit „Black Friday“ auf das Weihnachtsgeschäft einstimmt, hellt sich die Stimmung unter deutschen Managern etwas auf. Der ifo Geschäftsklimaindex kletterte im November 2019 auf 95,0 Punkte, nach 94,7 Punkten im Vormonat. Demnach zeigten sich Unternehmer minimal zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Auch ihre Erwartungen fielen weniger pessimistisch aus als noch im Vormonat. Die deutsche Konjunktur zeigt sich dank robustem Privatkonsum widerstandsfähig, resümiert das ifo-Institut und rechnet daher mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal 2019 um 0,2 Prozent. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet indes, dass sich die Schwäche im verarbeitenden Gewerbe auf den Rest der Volkswirtschaft abfärben wird.

OECD rechnet 2020 mit deutscher Flaute

Denn, so das OECD-Urteil: „Deutschlands exportabhängige Wirtschaft ist besonders anfällig gegenüber außenwirtschaftlichen Risiken und einer weiteren Verlangsamung des Welthandels. Eine Verschärfung der Handelsstreitigkeiten, ein stärkerer Konjunkturabschwung in China oder anhaltende Unsicherheiten im Hinblick auf den Brexit würden die Aussichten verschlechtern und das Risiko erheblicher Ausstrahlungseffekte auf die Binnenwirtschaft und den Arbeitsmarkt erhöhen.“ Daher erhöhte die OECD ihre Wachstumsprognose für das deutsche Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr zuletzt zwar geringfügig auf 0,6 Prozent, senkte aber gleichzeitig die erwartete Wachstumsrate für 2020 auf 0,4 Prozent, bevor es im Jahr 2021 immerhin wieder um 0,9 Prozent nach oben gehen soll.

Deutschland zählt zu den Verlierern

Der Kreditversicherer Euler Hermes geht davon aus, dass der globale Handel mit Waren und Dienstleistungen in 2019 so niedrig gewachsen ist wie seit einer Dekade nicht mehr. Das Plus gegenüber dem Vorjahr soll demnach 1,5 Prozent betragen. Die größten Verlierer des verlangsamten Welthandels sind demnach China, Deutschland und Hongkong, da diese in US-Dollar berechnet die größten Exportrückgänge zu verkraften hätten. Um die eigene Konjunktur anzukurbeln, reagierte die chinesische Zentralbank jüngst mit Zinssenkungen. Zu Monatsbeginn reduzierte die Notenbank in Peking den Zinssatz für mittelfristige Darlehen an Finanzinstitutionen von 3,30 auf 3,25 Prozent. Zur Monatsmitte folgte die Senkung des Leitzinses für kurzfristige Kredite von 2,55 auf 2,50 Prozent. Das sind zugegebenermaßen kleine Schritte, wecken aber nichtsdestotrotz die Hoffnung auf weitere Zinsschritte.

US-Aktien in Rekordlaune

An den globalen Finanzmärkten war der Handelskonflikt zwischen den USA und China in den letzten Wochen und Monaten zweifellos ein dominierendes Thema – und ist es immer noch. Jedoch zeigt sich der US-Aktienmarkt äußerst zuversichtlich, dass der Handelskonflikt gelöst wird. Zumindest kletterte der S&P 500 Index zuletzt auf ein neues All-time-high. Auch der technologielastige NASDAQ 100 Index präsentiert sich in Rekordlaune und stürmt derzeit von Allzeithoch zu Allzeithoch. Dabei stellt Zeit Online (26.11.2019) fest, dass sich die meisten Anleger vom „Handelsstreit mit mehr oder minder schwammigen Erfolgsmeldungen und widersprüchlichen Aussagen“ sowohl von den USA als auch von China nicht mehr verschrecken ließen. Stattdessen verströme ein mögliches Teilabkommen, das von beiden Seiten im Handelsstreit seit einiger Zeit immer wieder in Aussicht gestellt wird, Optimismus.

„Gefährliche Mischung“ am deutschen Aktienmarkt

Die Höhenflüge an den US-Märkten stimmen auch die Anleger am deutschen Aktienmarkt optimistisch. Allerdings ist der DAX noch mit einem aktuellen Stand von knapp 13.300 Punkten ein Stück weit von seinem Allzeithoch entfernt, das im Januar 2018 knapp unterhalb von 13.600 Zählern markiert wurde. Möglicherweise verleitet dies hiesige Anleger, deutschen Aktien ein gewisses Aufholpotential zuzusprechen. Das Handelsblatt (25.11.2019) verortet in jedem Fall eine „gefährliche Mischung“ am deutschen Aktienmarkt. Denn während sich Anleger in den USA eher gegen fallende Kurse absichern, wird hierzulande gemäß den Daten der Terminbörse EUREX und des EUWAX-Sentiments der Börse Stuttgart überwiegend auf steigende Kurse spekuliert. Das Urteil von Stephan Heibel, Inhaber des Analysehauses Animusx, zum deutschen Aktienmarkt lautet daher: „Wir haben ein zunehmend gefährliches Sentiment, ein negatives Ereignis kann zu einem noch deutlicheren Rücksetzer an den Aktienmärkten führen.“

Die größten Gefahren für die Wirtschaft

Die WirtschaftsWoche („WiWo“, 25.11.2019) ging am Montag der folgenden Frage nach: „Stürzen die USA bald in eine Rezession?“ Auf der Suche nach der Antwort stellt das Magazin fest, dass die jüngsten Rezessionen durch „Finanzexzesse“ ausgelöst wurden. So war der Einbruch der Aktienkurse im Jahr 2001 eine Folge der geplatzten New-Economy-Blase, während der Aktieneinbruch in den Jahren 2007-2008 seinen Ausgang in der „Kreditvergabe an insolvente Häuslebauer“ fand. Allerdings geht kurzfristig die größte Gefahr für die Wirtschaft, so das WiWo-Urteil, nicht von Übertreibungen an den Finanzmärkten und auch nicht von steigenden Zinsen, sondern von exogenen Schocks in der Handels- und Geopolitik aus. Als Beispiel für einen geopolitischen Schock der jüngsten Vergangenheit führt die WiWo die Drohnenangriffe auf saudische Ölanlagen an.

S&P 500 Index vs. NASDAQ 100 Index (5 Jahre, normiert)*

DAX (5 Jahre)*

* Frühere Wertentwicklungen sind keine verlässliche Indikation für die zukünftige Wertentwicklung. (Quelle: Bloomberg, Stand: 27.11.2019)

Ausgewählte Termine der anstehenden Woche

Datum

Land/Unternehmen

Termin

28.11.2019

Japan

Ausländische Investitionen in japanische Aktien

28.11.2019

Japan

Investitionen in ausländische Anleihen

28.11.2019

Japan

Einzelhandelsumsätze

28.11.2019

Schweiz

Bruttoinlandsprodukt

28.11.2019

Eurozone

Geschäftsklimaindex

28.11.2019

Deutschland

Harmonisierte Verbraucherpreisindex

28.11.2019

Eurozone

EZB/Bundesbank Reden

29.11.2019

Japan

Tokio Verbraucherpreisindex

29.11.2019

Japan

Arbeitslosenquote

29.11.2019

Japan

Industrieproduktion

29.11.2019

Deutschland

Einzelhandelsumsätze

29.11.2019

Deutschland

Arbeitslosenquote

29.11.2019

Schweiz

KOF Leitindikator

29.11.2019

Eurozone

Verbraucherpreisindex

29.11.2019

Italien

Bruttoinlandsprodukt

29.11.2019

Kanada

Bruttoinlandsprodukt

30.11.2019

China

NBS Einkaufsmanagerindex Produktion

01.12.2019

USA

Arbeitsmarktindex

02.12.2019

China

Caixin Einkaufsmanagerindex Produktion

02.12.2019

Deutschland

Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe

02.12.2019

Großbritannien

Markit Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe

02.12.2019

USA

Markit Einkaufsmanagerindex Herstellung

02.12.2019

USA

ISM bezahlte Preise/verarbeitendes Gewerbe

03.12.2019

Schweiz

Verbraucherpreisindex

03.12.2019

Großbritannien

Anhörung zum Inflationsbericht

04.12.2019

Eurozone

Treffen der Eurogruppe

04.12.2019

Eurozone

Markit Einkaufsmanagerindex Gesamtindex

04.12.2019

China

Caixin China Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen

04.12.2019

Deutschland

Markit Einkaufsmanagerindex Gesamtindex

04.12.2019

Großbritannien

Markit Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen

04.12.2019

USA

Markit Einkaufsmanagerindex Gesamtindex

04.12.2019

USA

ISM nicht-verarbeitendes Gewerbe

04.12.2019

Kanada

Bank of Canada Zinssatzentscheidung

(Quelle: finanzen.net, Stand: 27.11.2019)

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