16. Dezember 2019 – UBS Thema im Fokus
Deutsche Finanzexperten optimistisch
In Deutschland rechnen Finanzexperten mit einem Konjunkturaufschwung. Zumindest kletterte der ZEW-Indikator für Konjunkturerwartungen im Dezember auf 12,8 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit Februar 2018. Das gab das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am vergangenen Dienstag bekannt. „Die erneute erhebliche Zunahme der ZEW-Konjunkturerwartungen ist auf den ersten Blick überraschend. Sie basiert auf der Hoffnung, dass sich die deutschen Exporte und der private Konsum besser entwickeln werden als bisher gedacht“, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Entwicklung.
Trotz Exportplus Konjunkturflaute
Doch über den Berg ist die deutsche Konjunktur noch nicht. Zwar kletterte der Wert deutscher Exporte im Oktober gegenüber dem Vormonat um 1,9 Prozent hoch, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Gleichzeitig fuhren deutsche Betriebe aber ihre Gesamtproduktion um 1,7 Prozent zurück, wie ebenfalls das Statistische Bundesamt ermittelte. Eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht: Denn das Bundeswirtschaftsministerium teilte mit, dass sich die Auftragslage im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Prozent reduziert hat.
Europäische Finanztransaktionssteuer
Bundesfinanzminister Olaf Scholz konkretisierte diese Woche seine Vorstellung über die schon seit Jahren geplante Finanztransaktionssteuer, die hierzulande laut seiner Vorstellung die kürzlich beschlossene Grundrente finanzieren soll. Laut der Süddeutschen Zeitung („Die Börsensteuer rückt näher“ veröffentlicht am 09.12.2019) bat der Finanzminister seine Amtskollegen von neun europäischen Länder, die ebenfalls eine Finanztransaktionssteuer einführen wollen, um deren abschließende Zustimmung. Neben Deutschland zählen dazu Belgien, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, Österreich, Portugal, Slowenien und die Slowakei. Zur Erinnerung: Nach der Finanzkrise 2008/2009 sollte eine Finanztransaktionssteuer eingeführt werden, um einen Finanzierungstopf für mögliche Bankenrettungen aufbauen zu können. Zudem sollten auf diese Weise riskante Finanzspekulationen eingedämmt werden.
Aktienanleger im Visier
Der jetzige Gesetzesentwurf von Scholz sieht vor, dass ab 2021 bei Transaktionen mit Aktien von Unternehmen mit einem Börsenwert von mehr als einer Milliarde eine Steuer in Höhe von 0,2 Prozent des jeweiligen Geschäftswerts fällig wird. Das österreichische Finanzministerium kritisierte, in dem Vorschlag würden nur Aktien und keine anderen Anlageprodukte besteuert. Carsten Linnemann, der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, bemängelte, dass das Vorhaben vor allem Kleinsparer treffen würde. Der DAX konnte im Wochenverlauf dennoch 0,7 Prozent an Wert zulegen, während der MDAX 0,6 Prozent gewann. Allerdings fällt der Zugewinn im Vergleich zu anderen internationalen Leitindizes eher mager aus.
Deutsche Small Caps können mithalten
Denn im gleichen Zeitraum vollführte der Euro STOXX 50 Index einen Satz von 1,4 Prozent nach vorne, während der US-amerikanische S&P 500 Index sogar 1,6 Prozent an Boden gutmachte. Vom deutschen Indexuniversum konnte letztlich nur der SDAX mit den internationalen Vorgaben mithalten: Das Börsenbarometer mit den kapitalisierungsstärksten Börsenaktien Deutschlands nach den DAX- und MDAX-Werten gewann während der letzten fünf Handelstage 1,4 Prozent. Es mag sein, dass diese Entwicklung darauf zurückzuführen ist, dass zuletzt vor allem Vorstände und Aufsichtsräte von „Small Caps“ zugriffen, wie das Handelsblatt („Top-Manager kaufen bei kleinen Aktien groß ein“ veröffentlicht am 08.12.2019) feststellte. Da die kleineren Firmen in der Regel nicht so global aufgestellt sind wie die Unternehmen der ersten und zweiten Reihe, gelten sie als weniger exportabhängig, was in Zeiten von Handelskriegen ein Vorteil sein kann.
Handelsrückgang zwischen den USA und China
In der Tat zollt der Handelskrieg seinen Tribut: Die chinesischen Warenexporte sind im November 2019 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,1 Prozent gefallen, teilte der chinesische Zoll vergangenen Samstag mit. Für die Volksrepublik ist das bereits der vierte Monat in Folge mit Exportrückgängen. Mit einem Minus von 12,5 Prozent brachen die Ausfuhren in die USA besonders stark ein. Gleichzeitig gingen jedoch auch die chinesischen Importe aus den USA um 23,3 Prozent zurück. Das zeigt, dass beide Länder unter dem anhaltenden Handelsstreit leiden. Der Shanghai Composite Index konnte sich in der vergangenen Woche mit einem Kursplus von 1,9 Prozent von seinen zuvor erlittenen Kursverlusten erholen.
Auf Peking abzielende US-Gesetze
Obwohl beide Seiten immer wieder betonen, in Kürze ein Teilabkommen unterzeichnen zu können, erlaubte sich die US-Regierung jüngst die eine oder andere Spitze gegen Peking. Ende November 2019 unterzeichnete Trump beispielsweise ein US-Gesetz zur Unterstützung der Demokratiebewegung in Hongkong. Das Gesetz sieht unter anderem die Rücknahme bestehender Handelsprivilegien für Hongkong vor, wenn dort die Menschenrechte nicht beachtet würden. Anfang Dezember folgte das sogenannte Uiguren-Gesetz, in dem das US-Repräsentantenhaus die Schließung der Uiguren-Camps in Xinjiang verlangt und Sanktionen gegen Regierung, Behörden und Firmen fordert, die für die Internierung der Uiguren verantwortlich sind.
Trumps Empfehlung an die Weltbank
Peking bezeichnete das Verhalten Washingtons als „unzumutbar“ und verbat sich Einmischungen in innere Angelegenheiten. Das hielt US-Präsident Donald Trump, der zurzeit gegen eine von den US-Demokraten angeführte Amtsenthebung kämpft, nicht davon ab, am 07.12.2019 auf seinem Twitter-Account die Weltbank aufzufordern, China keine Kredite mehr zu gewähren: „Warum leiht die Weltbank China Geld? Kann das möglich sein? China hat viel Geld, und wenn nicht, drucken sie es. Hört auf!“, schrieb Trump. Der chinesische Yuan wertete in der vergangenen Handelswoche gegenüber dem US-Dollar zunächst ab, endete aber letztlich wieder auf demselben Niveau wie eine Woche zuvor.
DAX vs. MDAX vs. SDAX (5 Jahre, normiert)*
Euro STOXX 50 Index vs. S&P 500 Index vs. Shanghai Composite Index (5 Jahre, normiert)*
* Frühere Wertentwicklungen sind keine verlässliche Indikation für die zukünftige Wertentwicklung. (Quelle: Bloomberg, Stand: 11.12.2019)
Ausgewählte Termine der anstehenden Woche
Datum |
Land/Unternehmen |
Termin |
13.12.2019 |
Japan |
Tankan Bericht |
13.12.2019 |
Japan |
Industrieproduktion |
13.12.2019 |
Eurozone |
Tagung des Europäischen Rats |
13.12.2019 |
Eurozone |
EU-Gipfel |
13.12.2019 |
Eurozone |
EZB-Rede De Guindos |
13.12.2019 |
USA |
Einzelhandelsumsätze |
13.12.2019 |
USA |
Controlling des Einzelhandels |
16.12.2019 |
China |
Einzelhandelsumsätze |
16.12.2019 |
China |
Industrieproduktion |
16.12.2019 |
China |
NBS Pressekonferenz |
16.12.2019 |
Deutschland |
Markit Einkaufsmanagerindex Gesamt |
16.12.2019 |
Eurozone |
Markit Einkaufsmanagerindex Gesamt |
16.12.2019 |
Eurozone |
Lohnkosten |
16.12.2019 |
Großbritannien |
Markit Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe, Dienstleistungen |
16.12.2019 |
Großbritannien |
Statement zur Herbstprognose |
16.12.2019 |
Großbritannien |
Finanzstabilitätsbericht (Banken-Stresstest) |
16.12.2019 |
USA |
Markit Einkaufsmanagerindex Gesamt |
17.12.2019 |
Australien |
RBA Sitzungsprotokoll |
17.12.2019 |
Großbritannien |
ILO Arbeitslosenquote |
17.12.2019 |
USA |
Baubeginne/-genehmigungen |
17.12.2019 |
USA |
Industrieproduktion |
18.12.2019 |
Japan |
Handelsbilanz |
18.12.2019 |
Deutschland |
Erzeugerpreisindex |
18.12.2019 |
Deutschland |
ifo Index (Geschäftsaussichten, Geschäftsklima, akt. Beurteilung) |
18.12.2019 |
Großbritannien |
Erzeugerpreisindex |
18.12.2019 |
Großbritannien |
DCLG Immobilienpreisindex |
18.12.2019 |
Großbritannien |
Einzelhandelspreisindex |
18.12.2019 |
Großbritannien |
Verbraucherpreisindex |
18.12.2019 |
Eurozone |
Verbraucherpreisindex |
18.12.2019 |
Kanada |
Bank of Canada Verbraucherpreisindex |
18.12.2019 |
Neuseeland |
Bruttoinlandsprodukt |
(Quelle: finanzen.net, Stand: 11.12.2019)
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„Ein zunehmend gefährliches Sentiment“
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