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9. Dezember 2019 – UBS Thema im Fokus

Euro als „Blue Bridge“

Christine Lagarde, seit November 2019 Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), will mit dem Euro Brücken bauen. Während sie in Frankfurt offiziell ihre Unterschrift abgab, die künftig anstatt der Unterschrift von Mario Draghi neue Euro-Scheine zieren wird, sagte sie laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (27.11.2019): „Der Euro ist der Kitt, der uns als Währungsunion zusammenhält.“ Ganz in diesem Sinne schlug sie vergangene Woche vor, der europäischen Einheitswährung den Kosenamen „Blue Brigde“ zu verleihen. Dabei verwies sie auf den US-Dollar, der wegen der grünen Färbung der Dollarscheine auch als „Greenback“ bezeichnet wird. Der Euro konnte in der vergangenen Woche gegenüber dem US-Dollar leicht zulegen.

Herausforderungen bleiben

Spätestens seit Peter Maffay wissen wir: Um einmal auch der helle Schein – vielleicht auch in blau – zu sein, muss man über sieben Brücken gehen und sieben dunkle Jahre überstehen. Übertragen auf den Euro könnte man das damit deuten, dass unabhängig von einer neuen Nomenklatur die alten Herausforderungen gemeistert werden wollen. Denn trotz expansiver Geldpolitik bleibt die Inflation im Euroraum niedriger als der offiziell von der EZB angestrebte Zielwert von 2,0 Prozent: Obwohl die Verbraucherpreise im November stärker gestiegen sind als im Vormonat, kletterten sie gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,0 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am vergangenen Freitag bekanntgab. Ungeachtet dessen fielen die Kurse deutscher Staatsanleihen zu Wochenbeginn, was deren Renditen steigen ließ.

Zenit am Arbeitsmarkt überschritten?

Die Deutsche Presseagentur (dpa-AFX, 04.12.2019) verweist im Zusammenhang mit den gestiegenen Anleiherenditen auf den gestiegenen Einkaufsmanagerindex für den deutschen Dienstleistungssektor, da dieser aktuell eine wichtige Stütze für die hiesige Wirtschaft darstelle. Bloomberg hingegen will erfahren haben, dass sich die USA und China informierten Kreisen zufolge bei ihren Handelsgesprächen annäherten. In Deutschland zeigt sich der Arbeitsmarkt derweil robust. Die Bundesagentur für Arbeit teilte mit, dass sich im November in Deutschland 24.000 weniger Menschen arbeitssuchend meldeten als noch Vormonat.

Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass der Zenit am Arbeitsmarkt überschritten sein könnte, was den Binnenkonsum dämpfen könnte. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zumindest meldet für das dritte Quartal 2019 gegenüber dem vorangegangenen Vierteljahr „mehr Kurzarbeit, weniger Überstunden und eine schwächere Entwicklung gerade bei exportabhängigen Vollzeitjob“. Zudem wollen deutsche Unternehmen laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Jahr 2020 weniger Mitarbeiter einstellen.

Verschmähter Hoffnungsträger „Aktie“

Laut dem Handelsblatt (19.11.2019) bleiben Aktien in diesem Umfeld die einzigen Hoffnungsträger für das Jahr 2020. Allerdings offenbart eine am Montag vorgestellte Studie der Börse Frankfurt und der Frankfurt School of Finance and Management, dass 2018 nur 10,3 Millionen Deutsche und damit 16,8 Prozent der Bundesbevölkerung einen Teil ihres Geldes direkt oder indirekt in Aktien angelegt haben. Im Vergleich hierzu liegt die Quote in den USA deutlich über 50 Prozent. Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank, erklärt diese Diskrepanz gegenüber dem Magazin Business Insider (03.12.2019) wie folgt: „Die hohe Verlustangst in Kombination mit einer gesetzlichen Rente im Hinterkopf — auch wenn sie sehr niedrig ausfällt — sorgt dafür, dass viele Deutsche einen großen Bogen um die Aktie als Altersvorsorge-Instrument machen.“

Gründe für eine Aktienanlage

Dabei klärt die besagte Studie auf, dass Aktien vor allem langfristig im Vergleich zu etwa einem Sparbuch, eine Risikoprämie, also ein Mehr an Rendite bieten. Im Schnitt erzielte der DAX demnach eine Jahresrendite von 7,0 Prozent. Während auf dem Sparbuch mit einer Verzinsung von 2 Prozent p.a. bei einer monatlichen Sparrate von zehn Euro nach 30 Jahren 4.913 Euro angesammelt wären, würde mit Aktien eine Summe von 11.697 Euro zusammenkommen, so die Studie. Allerdings müssen Aktionäre im Gegenzug bereit sein, Kursschwankungen und damit Rücksetzer im Vermögensaufbau auszuhalten. Obwohl die Kurse in der Zukunft anders verlaufen können als in der Vergangenheit, bemüht die Studie die Historie: „Folgt man den Daten des Deutschen Aktieninstituts (2019b), so ist es seit 1969 kein einziges Mal vorgekommen, dass eine Anlage in den DAX mit einem Anlagehorizont von mindestens 13 Jahren vor Kosten einen Verlust erzielt hat.“ Auf Wochensicht muss der DAX einen Kursrückgang von gut 100 Punkten verkraften.

Echte Alternativen zur Aktie?

Die fehlende Aktienkultur nimmt die Frankfurter Rundschau („FR“, 02.12.2019) zum Anlass, „fünf überraschende Alternativen zu Aktien“ herauszupicken. Demnach schlägt sich ausgerechnet die gesetzliche Rente recht passabel. Zumindest wird Axel Kleinlein, Vorstandschef beim Bund der Versicherten, mit den folgenden Worten zitiert: „Die gesetzliche Rente ist auf jeden Fall renditestärker als viele private Produkte wie Lebensversicherungen.“ Tatsächlich kämpfen Lebensversicherungen und Pensionskassen mit niedrigen, teils negativen Marktrenditen, und laufen Gefahr, ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber Kunden nicht nachzukommen. Ferner gehören aus FR-Sicht zu den Aktienalternativen neben der wenig überraschenden energetischen Sanierung des Eigenheims auch das Investment in Sneaker mit Sammelwert, Crowd-Investing und die Anlage in sich selbst. Demnach rentiert sich das Investment in die eigene Bildung mittel- und langfristig. In Zeiten schwacher Leseleistungen von deutschen Schülern bei der jüngst veröffentlichten Pisa-Studie wird zumindest bei diesem Punkt wohl kaum jemand widersprechen.

EUR/USD (5 Jahre)*

DAX (5 Jahre)*

* Frühere Wertentwicklungen sind keine verlässliche Indikation für die zukünftige Wertentwicklung. (Quelle: Bloomberg, Stand: 04.12.2019)

Ausgewählte Termine der anstehenden Woche

Datum

Land/Unternehmen

Termin

05.12.2019

Japan

Ausländische Investitionen in japanische Aktien

05.12.2019

Japan

Investitionen in ausländische Anleihen

05.12.2019

Eurozone

EcoFin-Treffen

05.12.2019

Eurozone

Bruttoinlandsprodukt

05.12.2019

Eurozone

Einzelhandelsumsätze

05.12.2019

Deutschland

Werkaufträge

05.12.2019

USA

Beginn OPEC Treffen

05.12.2019

USA

Erstanträge Arbeitslosenunterstützung

05.12.2019

USA

Werkaufträge

05.12.2019

USA

Ivey Einkaufsmanagerindex

06.12.2019

Japan

Gesamte Haushaltsausgaben

06.12.2019

Deutschland

Industrieproduktion

06.12.2019

USA

Durchschnittliche Stundenlöhne

06.12.2019

USA

Arbeitslosenquote

06.12.2019

USA

Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft

06.12.2019

USA

Reuters/Uni Michigan Verbrauchervertrauen

08.12.2019

China

Handelsbilanz (Im-, Exporte)

09.12.2019

Japan

Bruttoinlandsprodukt

09.12.2019

Schweiz

Arbeitslosenquote

09.12.2019

Deutschland

Handelsbilanz

10.12.2019

China

Erzeugerpreisindex

10.12.2019

China

Verbraucherpreisindex

10.12.2019

Eurozone

ZEW Umfrage (Konjunkturerwartung)

10.12.2019

Deutschland

ZEW Umfrage (Akt. Lage, Konjunkturerwartung)

10.12.2019

Großbritannien

NS verarbeitendes Gewerbe

10.12.2019

Großbritannien

Industrieproduktion

10.12.2019

Großbritannien

Bruttoinlandsprodukt

10.12.2019

USA

Lohnstückkosten

10.12.2019

USA

Arbeitsproduktivität außerhalb der Landwirtschaft

11.12.2019

USA

Verbraucherpreisindex

11.12.2019

USA

Monatliche Budget-Statement

11.12.2019

USA

FED Zinsentscheidung

(Quelle: finanzen.net, Stand: 04.12.2019)

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