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22. August 2019 – UBS Thema im Fokus

Politik sorgt für Verunsicherung

Die USA haben die geplanten Sanktionen gegen den chinesischen Konzern Huawei ein weiteres Mal um drei Monate verschoben. US-Handelsminister Wilbur Ross kündigte im Interview mit dem Fernsehsender „Fox News“ am Montag an, dass die neue Frist der Generallizenz für Huawei nun bis zum 19. November 2019 gelte. Wer die Verlängerung durch die US-Regierung als Versuch einer Annäherung an Peking wertet, irrt. Ross argumentiert vielmehr, dass noch einige ländliche US-Unternehmen von Huawei abhängig seien und für die Umstellung noch Zeit benötigen, um Netzwerkausfälle zu vermeiden.

US-Konsumenten zeigen sich verunsichert

Ob diese Maßnahme US-Konsumenten beruhigt, muss abgewartet werden. Das viel beachtete, von der Universität Michigan ermittelte Barometer für das Verbrauchervertrauen fiel jedenfalls im August gegenüber dem Vormonat um 6,4 auf 92,1 Punkte. Richard Curtin, Chefökonom der Universität Michigan, macht die aktuelle Geld- und Handelspolitik für die jüngste Verunsicherung von US-Konsumenten verantwortlich. Es ist nicht auszuschließen, dass er bei dieser Aussage auch US-Präsident Donald Trump vor Augen hatte.

Erneute Forderung nach lockerer Geldpolitik

Vor der anstehenden US-Notenbanksitzung am kommenden Donnerstag forderte Trump auf Twitter eine kurzfristige Leitzinssenkung um mindestens 100 Basispunkte von der Fed – sowie eine eventuelle quantitative Lockerung. Dabei unterstellt er den Demokraten, die US-Wirtschaft wegen der 2020 anstehenden Präsidentschaftswahlen bewusst zu drosseln, und verweist auf einen zu hohen US-Dollar. Zur Erinnerung: Eine Grundregel funktionierender Notenbanken ist eigentlich, unabhängig von politischen Einflüssen zu sein. Zudem muss man für einen US-Dollar derzeit 1,11 Euro bezahlen, was jedenfalls beim Blick auf die unten abgebildeten Charts im historischen Vergleich nicht übermäßig hoch erscheint.

EZB im Zugzwang?

Derweil stellt sich im Euroraum die Frage, wie die EZB auf die jüngste Inflationsdelle reagieren wird. Denn im Euroraum ist die Teuerung der Verbraucherpreise auf den tiefsten Stand seit Ende 2016 gefallen. Wie das Statistikamt Eurostat am vergangenen Montag mitteilte, habe sich die Inflationsrate im Juli 2019 auf 1,0 Prozent abgeschwächt. Estlands Notenbank-Chef Madis Müller findet deshalb laut dem „Handelsblatt“ („EZB-Ratsmitglied will die Wirtschaft ankurbeln“ veröffentlicht am 19.08.2019), dass die EZB ihre Geldpolitik erneut lockern sollte, um das offizielle Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen. Die nächste Notenbanksitzung findet am 12. September 2019 statt.

Negative Bauzinsen in Dänemark

Während man bei Bundesanleihen mittlerweile Negativrenditen gewöhnt ist, kam das dänische Kreditinstitut Jyske Bank Anfang August mit einem Novum daher, wie das „manager magazin“ („Extreme Zinsentwicklung: Dänen erhalten erstmals Langzeitkredite zum Nulltarif“ veröffentlicht am 08.08.2019) berichtete. Die drittgrößte Bank des Landes bietet demnach Immobilienfinanzierungen mit einem Zins von (-0,5) Prozent an. Auch in Deutschland sind Bauzinsen auf einem niedrigen Niveau. Dennoch meldete das Statistische Bundesamt vergangene Woche, dass die Genehmigungen für den Bau neuer Wohnungen in Deutschland im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,3 Prozent gesunken sind.

Dänemark lässt Trump abblitzen

Es ist nicht überliefert, ob die niedrigen Bauzinsen in Dänemark den US-Präsident dazu bewogen haben, der dänischen Regierung per Twitter vorzuschlagen, gleich ganz Grönland abzukaufen. Nachdem die dänische Premierministerin Mette Frederiksen klarmachte, dass Grönland nicht zum Verkauf stehe, verschob Trump per Twitter kurzerhand ein in zwei Wochen angesetztes Treffen mit Frederiksen auf unbestimmte Zeit. Immerhin bedankte er sich, dass Frederiksen den USA und Dänemark mit ihren klaren Worten „viel Kosten und Aufwand“ erspart habe.

Johnson auf Tour durch Europa

Dagegen findet der geplante Besuch des neuen britischen Premierministers Boris Johnson in Berlin und Paris diese Woche statt. Im Vorfeld berichtete unter anderem „Der Spiegel“ („Johnson will nachverhandeln – und den Backstop aushebeln“ veröffentlicht am 20.08.2019) über einen Brief Johnsons an den EU-Ratspräsidenten Donald Tusk. Dieser beinhaltet den Vorschlag einer Übergangslösung beim Backstop, um nach dem EU-Austritt Warenkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland zu verhindern. Tusk unterstrich daraufhin per Twitter, dass der Backstop nicht zur Verhandlung stünde.

Druck steigt, Verhandlungsbereitschaft auch?

Ob Johnson mit seinem Vorschlag nur taktieren will oder wirklich verhandlungsbereit ist, wird sich wohl spätestens am Wochenende auf dem G7-Gipfel in Biarritz zeigen. Dann wird er wohl auch das Gespräch mit dem US-Präsidenten suchen, der den Briten Ende vergangener Woche nach einem Brexit ein „phantastisches und großes Handelsabkommen“ in Aussicht stellte. Doch die „Neue Zürcher Zeitung“ warnte am Dienstag, dass London „keine amerikanischen Handelsgeschenke erwarten“ darf. In jedem Fall steigt der Druck auf Johnson. Erst am Wochenende tauchte erneut ein Regierungsdokument auf, das bei einem harten Brexit ohne Abkommen vor knappen Gütern auf der Insel warnte.

EUR/USD (Euro in US-Dollar) 5 Jahre*

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* Frühere Wertentwicklungen sind keine verlässliche Indikation für die zukünftige Wertentwicklung. (Quelle: Thomson Reuters, Stand: 21.08.2019)

Ausgewählte Termine der anstehenden Woche

Datum Land/Unternehmen Termin
23. Aug 19 Citigroup Dividendenzahlung
23. Aug 19 USA Jackson Hole Symposium
24. Aug 19 G7 Gipfel in Biarritz
26. Aug 19 Deutschland ifo – Geschäfttsklimaindex
26. Aug 19 USA Auftragseingänge langlebige Güter
26. Aug 19 USA Aufträge nicht-militärischer Investitionsgüter
26. Aug 19 USA Chicago Fed nationaler Aktivitätsindex
27. Aug 19 Deutschland Bruttoinlandsprodukt
27. Aug 19 USA Immobilienpreisindex
27. Aug 19 USA S&P/Case Shiller Hauspreisindex
27. Aug 19 USA Verbrauchervertrauen Conference Board
28. Aug 19 Deutschland GfK Verbrauchervertrauen
28. Aug 19 Schweiz ZEW Umfrage – Konjunkturerwartungen
28. Aug 19 Deutschland Auktion 10-jährige Bundesanleihen
29. Aug 19 Fielmann Halbjahresergebnis
29. Aug 19 Deutschland Harmonisierter Verbraucherpreisindex
29. Aug 19 Deutschland Arbeitslosenquote
29. Aug 19 Eurozone Geschäftsklimaindex
29. Aug 19 USA Bruttoinlandsprodukt
29. Aug 19 USA Anträge Arbeitslosenunterstützung

(Quelle: finanzen.net, Stand: 21.08.2019)

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